Technologie

Das Ende von Google Optimize bedeutet Veränderung, nicht den Weltuntergang

mbrueckmann
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Ab dem 1. Oktober 2023 werden viele Unternehmen keine Experimente mehr auf ihrer Website durchführen können – sofern sie bis dahin nicht reagieren und rechtzeitig eine alternative Testing-Plattform zu Google Optimize implementieren.

Denn fest steht: Google stellt die kostenlose A/B-Testing-Plattform Optimize sowie die Business-Variante Optimize 360 zum 30. September 2023 ein. Doch ganz eindeutig ist die offizielle Kommunikation nicht, wie es danach weitergehen soll, denn auf der Website heißt es:

Wir möchten Unternehmen jeder Größe weiter dabei unterstützen, die Nutzerfreundlichkeit Ihrer Website zu verbessern, und investieren in A/B-Tests in Google Analytics 4. Wir haben … beschlossen, in Lösungen zu investieren, die unseren Kunden mehr Effizienz bieten.

Update vom 14.02.2023:
Der englische Beitrag im Google Optimize Resource Hub wurde inzwischen mehrfach aktualisiert und enthält nun folgende Aussagen:We … are investing in third-party A/B testing integrations for Google Analytics 4. … we are collaborating on integrations with the following A/B testing providers (listed in alphabetical order):

  • AB Tasty
  • Optimizely
  • VWO

We will make our APIs publicly available so anyone can integrate their A/B testing tool with Google Analytics in the coming months.

Damit konkretisiert Google ihre Intention. Insbesondere der letzte Teil lässt vermuten, dass GA4 grundsätzlich mit allen Testingtools verbunden werden kann und sich so auch Goal- und Segment-Informationen aus Analytics in Testingtools verwenden lassen.

Geteilte Meinungen zu den Konsequenzen

In unserer Growth Ambassador Community ist diese Unklarheit schon seit Wochen Thema, doch Einigkeit darüber, inwieweit Google Analytics 4 (ab Juli 2023 der neue Analytics-Standard*) Optimize ersetzen soll, herrscht keine. Auch international haben Expert:innen verschiedenste Meinungen.

Die einen argumentieren, dass Google Optimize das einzige kostenlose Tool am Markt war, das es vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen leicht gemacht hat, ressourcenschonend ins Testing und Experimentieren einzusteigen; und dass die einfache Handhabung bei alternativen Tools nicht zwangsläufig gewährleistet ist. Zudem war es für viele Google Analytics 360-Kunden inklusive und damit automatisch die erste Wahl.

Andere hingegen kritisieren, dass ein nachhaltiges Experimentation Program ohnehin nicht ausschließlich auf kostenlosen und in ihrer Funktionalität sehr eingeschränkten Plattformen fußen kann. Zudem war bzw. ist der Funktionsumfang von Google Optimize im Vergleich zu anderen Plattformen deutlich eingeschränkt und auch die Performance (Geschwindigkeit) lässt aufgrund der direkten Anbindung an Analytics zu wünschen übrig.

Die Stimmung ist vor dem Hintergrund der Entlassungswelle großer Tech-Unternehmen im vergangenen Jahr ohnehin nicht die beste. Die Meldung, dass Google 12.000 Stellen streicht, folgt auf ähnliche Ankündigungen von Amazon (18.000 Jobs), Meta (11.000 Jobs) und Microsoft (10.000 Jobs) – angeblich als eine Folge des extremen Wachstums während der Corona-Pandemie. Es herrscht daher eine gewisse Unsicherheit im Markt.

Wir behalten die Entwicklungen im Blick und werden diesen Artikel nach Bedarf aktualisieren.

Optimierer:innen und Change Agents, jetzt seid ihr gefragt!

Die Ankündigung von Google erzeugt eine Dringlichkeit zur Handlung, wodurch letztendlich ein Change Prozess angestoßen wird. Wie bei jedem Change-Prozess braucht es gutes Management, um die gewünschte Veränderung zu bewirken und mit positiven Emotionen im Team zu verknüpfen. Viele Verantwortliche in Unternehmen sehen sich nun erstmalig in der Situation, ein Investment in ein neues Testing-Tool zu rechtfertigen.

Unser Ansatz ist, im ersten Schritt die aktuelle Situation zu verstehen und den Reifegrad von betroffenen Organisationen gemeinsam zu ermitteln, um darauf aufbauend über das beste Vorgehen zu entscheiden. Denn die Nutzung eines Testing-Tools wie Google Optimize lässt nur bedingt Rückschlüsse auf Businessziele, Know-how, Prozesse oder die Testingkultur im Unternehmen zu. Je enger die Wahl eines Tools und Experimentation an sich als Methodik mit Unternehmenszielen verknüpft ist, desto besser stehen die Chancen, Management-Buy-in zu erhalten. Wer Google Optimize bereits erfolgreich einsetzt, hat auch womöglich schon den Proof of Concept.

Eine grundlegende Tool-Evaluation schließt sich in vielen Fällen an, sobald die Anforderungen – aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen (Marketing, UX, Legal etc.) und für möglichst konkrete Anwendungsfälle – klar formuliert sind. Dafür arbeiten wir seit Jahren mit einem umfangreichen Fragenkatalog (siehe Screenshot), um bspw. hinsichtlich

  • Unternehmensziele
  • Funktionsumfang,
  • Schnittstellen (insbesondere zur bestehenden Systemlandschaft),
  • Preissegmenten oder
  • Datensicherheit

die relevanten Parameter zu definieren.

Tabelle zur Tool-Evaluation
Beispielhafte Gegenüberstellung von Testing-Tools hinsichtlich verschiedener Kriterien

Passende (kostenlose) Google Optimize Alternativen finden

Der eigentliche Umstieg von Google Optimize zu anderen Tools ist aus technischer Sicht prinzipiell simpel. Quasi alles, was in Google Analytics vorhanden und für Google Optimize genutzt werden kann, kann im neuen Tool nachgebaut werden kann. Zwar ist es bisher nur in Optimize möglich, auf Segmente, Ziele & Co. aus Google Analytics zuzugreifen, aber vielleicht öffnet sich Google dahingehend künftig mit einer API. Ansonsten müssen diese Einstellungen im neuen Tool neu aufgesetzt werden; auch das stellt aber grundsätzlich kein Problem dar.

Im besten Fall sind zum Zeitpunkt des Wechsels auch möglichst viele Tests beendet, sodass sie nicht umgezogen werden müssen. Es lohnt sich daher heute schon ein Blick auf die Testlaufzeiten (nutzt dafür zum Beispiel unseren Laufzeitrechner und andere Tools).

Wir unterstützen immer wieder Unternehmen beim Wechsel des Testing-Tools, sei es bei der Tool-Auswahl, der Implementierung, dem Aufbau von Know-how im Umgang mit einer Plattform oder der Entwicklung einer Strategie für ein nachhaltiges Experimentation-Programm. Kontaktiere uns gerne, wenn du bzw. ihr Support braucht.

Wir selbst testen mit unseren Kunden unter anderem in Dynamic Yield, Optimizely, Adobe Target, Kameleoon, AB Tasty und VWO und haben schon diverse Migrationen von Google Optimize zu einer anderen Plattform begleitet. Tatsächlich arbeiten inzwischen weniger als 10 % unserer Kunden mit Google Optimize. Die Dramatik dieser Ankündigung wird vor allem durch die starke Medienpräsenz – vor allem innerhalb unserer eigenen Blase – geprägt. Bei einem Blick auf das G2 Grid für Enterprise A/B-Testing-Tools taucht Google schon gar nicht auf:

 

G2 Grid für Enterprise A/B-Testing-Tools ohne Google Optimize
Im G2 Grid für Enterprise A/B-Testing-Tools taucht Google Optimize gar nicht auf

 

Der betroffene Markt sind also eher kleine und mittelständische Unternehmen. Für diese ist die Auswahl an Tools allerdings auch deutlich größer: während im Enterprise-Segment lediglich 19 Tools gelistet sind, sind es für KMU 116. Auf unsere eigene Experimentation & Personalization Plattform iridion weisen wir natürlich auch gerne hin. 😉

Ein Testing-Tool weniger auf dem Markt bedeutet nicht den Weltuntergang, sondern vielmehr eine Chance zur (positiven Veränderung)! Jetzt ist eine gute Gelegenheit, um in ein Testing-Tool zu investieren, mit dem du euer Experimentation-Programm nachhaltig weiterentwickeln und dessen Business Value sichtbar machen kannst.

 

 

* Für Geschäftskunden von Universal Analytics 360 hat Google die Frist auf Juli 2024 verlängert (Google).

Über den Autor

manu-brueckmann

Manuel Brückmann

Principal Technology Consultant

Manuel Brückmann, Jahrgang 1982, ist als Principal Technology Consulting bei konversionsKRAFT – Deutschlands führende Agentur für Conversion Optimierung – für den Bereich Technologie Beratung verantwortlich.

Sein Werdegang begann 2007 im Bereich Design & Usability. Mit dem Abschluss als Dipl. Ing. (FH) Medieninformatik sammelte er als Consultant und Projektmanager in den darauf folgenden 2 Jahren Erfahrungen, bis er 2009 in den Bereich Interaction Design & Interface Development wechselte. Zwei Jahre später sammelte er in der Rolle des Senior User Experience Engineer Erfahrungen im UX-Bereich. In den folgenden Jahren übernahm er seit Anfang 2012 die Verantwortung für den Bereich Conversion Engineering bei konversionsKRAFT und führte eine interdisziplinäre Business Unit. Seit Anfang 2016 gehörte er zur Geschäftsleitung und übernahm dort die Führung der Technologie im Unternehmen. Seit 2019 konzentriert er sich als Principal Technology Consultant auf die technischen Beratungsthemen im Unternehmen.

Neben umfangreichen Kenntnissen aus dem Bereich Technologie und Webentwicklung (Web Oberflächentechnologien, Medien, User Experience, Mobile, SEO) weist er 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen Conversion Optimierung, E-Commerce, Lead-Generierung, Konsumpsychologie, Usability, Projekt-, Account -und Team-Management vor.

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