Konsumpsychologie

Ein bisschen Spaß muss sein! – Das Behavior Pattern “Joy and Fun“

Thomas B. Kraus
 Lesezeit: 5 Minuten    
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Kein Zweifel: Wir beschäftigen uns lieber mit Dingen, die uns Spaß machen. Leider lassen sich weniger angenehme Aufgaben manchmal nicht komplett vermeiden. Viele Beispiele, wie Du diese Aufgaben für Deine Nutzer unterhaltsamer gestalten kannst, zeigt dir das überzeugungsKRAFT-Team in seinem neuen Video zum Behavior Pattern “Joy & Fun” – Diesmal mit einer wunderschönen Spülbürste!

Ein bisschen Spaß muss sein!

Ob Roberto Blanco wohl bereits wusste, was für Deine Webseite gut ist? Wie auch immer: Das überzeugungsKRAFT-Team zeigt Dir im heutigen Video, wie Du mit dem Behavior Pattern “Joy & Fun” ein bisschen Spaß auf Deine Webseite bringst. Womit wirst Du Deine Nutzer überraschen…?

Bildlizenz: Creative Commons CC-BY Oliver Hallmann (Flickr)

TIPP: Lass Dir kein Video von überzeugungsKRAFT entgehen und abonniere unseren YouTube Channel. 😉

Mit “Joy & Fun” bringst Du Spaß in Alltägliches 

Unter dem Projekttitel “The Fun Theory” hatte Volkswagen vor einiger Zeit dazu aufgerufen, Konzepte für mehr Spaß im Alltag zu entwickeln. Lästige Aufgaben sollten aufgelockert bzw. auf eine unterhaltsame Weise verändert werden. Die Ergebnisse des Projekts liefern einige interessante Ansätze, z.B. für einen spielerischen Ansatz beim Recycling von Flaschen, oder mehr Spaß beim Treppensteigen in der U-Bahn.

Pianostairs
Das Projekt thefuntheory.com von Volkswagen zeigt, wie man alltägliche Aufgaben mit mehr Spaß versehen kann. Zu finden unter http://www.thefuntheory.com/.

Täglich werden wir mit mühevollen oder unliebsamen Aufgaben konfrontiert. Wenn uns zusätzlich langweilig wird, tendieren wir dazu, die Motivation für die Aufgabe zu verlieren und uns lieber anderen Dingen zu widmen. Mit Spaß und Unterhaltung kann dem entgegengewirkt werden. Spaß unterstützt Menschen nicht nur beim Lernen, er steigert die Motivation im Allgemeinen, also auch dabei online etwas zu kaufen oder abzuschließen. Erfahrungen, die uns emotional ansprechen, bleiben zudem deutlich besser in Erinnerung.

So nutzt Du das Behavior Pattern “Joy & Fun” im eCommerce

Wie nutzen wir diese Erkenntnis online? Schon mit kleinen “Features” kann eine Website für die Nutzer unterhaltsamer gestaltet werden, so dass der Nutzer mehr Freude daran hat. Grundsätzliche Voraussetzungen dafür sind natürlich eine funktionierende Usability und ein ansprechendes Design. Darauf lässt sich schon durch kleine clevere Optimierungen der User Experience der so genannte “Joy of Use” steigern. So kann man sich direkt vom Wettbewerb abgrenzen.

1. Verwende Microinteractions 

Bei Microinteractions handelt es sich um einzelne Aktionen, die sich nur um einen Anwendungsfall drehen. Beispiele hierfür sind Elemente, die sich bei Mouseover leicht bewegen bzw. ändern und so eine Art direktes “Feedback” an den Nutzer geben. Auch bei Elementen, die sich außergewöhnlich verhalten, dabei aber nicht stören, können Microinteractions wahrgenommen werden.

Bei photojojo.com wird ein Hebel angezeigt, der nicht gezogen werden soll. Tut man dies trotzdem werden einem mehr Details zum Produkt präsentiert.

 

2. Nutze sympathische Feedback-Animationen

Aktionen (wie z.B. das Legen eines Produktes in den Warenkorb) können etwas anders oder außergewöhnlich gestaltet werden. Das Produkt kann z.B. in den Warenkorb fliegen oder es kann eine unerwartete, witzige Rückmeldung aus dem Shop erscheinen. Der User erfährt hier eine positive Überraschung und verbindet etwas Positives mit seiner Handlung.

Warenkorb Overlay - Threadless
Bei “threadless” hat der Warenkorb jedes Mal einen tollen Spruch auf den Lippen, wenn der Nutzer einen Artikel in den Warenkorb legt.

3. Verwende dynamische Inhalte

Inhalte, die sich durch Aktionen des Nutzers dynamisch und ohne Ladeverzögerungen verändern,(z.B. das Ändern einer Produktansicht), steigern den Joy of Use im Allgemeinen. Es kann zudem förderlich sein, Teile von Inhalten etwas verzögert einzublenden. Dadurch wird zum einen die Aufmerksamkeit auf diesen Bereich gelenkt. Zum anderen versteht der Nutzer die Funktionalität ggf. besser.

Bei vielen Shops, wie hier am Beispiel von Zalando, kann man bereits in der Listenansicht einen Überblick über Varianten des Produkts erhalten. Der Nutzer muss nichts anklicken aber erhält bereits einen grundlegenden Eindruck über die Produkte.

Bei daydreamdesigns.co.uk bewegen sich alle klickbaren Elemente beim Hovern.

4. Fange Negatives ab

Frustrierende Erlebnisse wie fehlende Angaben oder das Erscheinen einer 404 Fehler-Seite können auch mit Humor gestaltet werden, um aus einem eigentlich negativen Erlebnis eine positive Erfahrung zu machen. Vor allem solltest Du aber nicht vergessen, den Nutzer dabei zu unterstützen, zu den gewünschten Inhalten zu gelangen.

PC-Welt gibt als Feedback, dass das Internet kaputt sei und man nicht selbst daran schuld ist, auf der falschen Seite zu sein.

 

Bei Lottohelden.de wurden einige Seiten von Chuck Norris mitgenommen.

5. Gestalte Ladeanimationen interessanter

Auch Ladeanimationen, die über den sich drehenden Standard-Kreis hinausgehen, können den Nutzer unterhalten. Sie verkürzen nicht nur die Wartezeit sondern können darüber hinaus sogar positiven Einfluss auf die Motivation des Nutzers nehmen sowie neugierig auf das Ergebnis machen.

Die Nasa muss erst einmal das Sonnensystem entpacken. Klar, das dauert natürlich mindestens ein paar Sekunden.

 

Auf realtii.com ist es Wert auf das Ergebnis zu warten… versprochen…

6. Peppe langweilige Prozesse oder Themen inhaltlich auf

Langweilige Prozesse fallen leichter, wenn sie Spaß machen. So kann z.B. die Formulareingabe im Checkout-Prozess durch angepasstes Wording oder eine aufgelockerte Struktur bereits deutlich leichter fallen.

“Trockene” Themen oder weniger interessante Produkte können mit Humor aufgepeppt werden, zum Beispiel mit lustigen Produktbildern und -videos wie diesem hier von Vat19.com. (Ich wusste vorher auch nicht, dass ich unbedingt ein Riesen-Gummibärchen brauche.) 😉

Supermagnete.ch zeigt mit witzigen Motiven, Content und Videos, wie unterhaltsam Magnete sein können.

7. Erzähle mit Scrollytelling eine Geschichte

Auch Scrollytelling ist eine gute Möglichkeit, eine Seite mit Leben zu füllen und die Nutzer mit Spaß und Unterhaltung durch vielleicht eher trockene Themen zu führen. Dabei baut sich die Website durch scrollen um oder ändert sich, sodass der Nutzer durch eine lineare Handlung geführt und ihm so eine “Story” präsentiert wird. Boldking.com erklärt hier mit Scrollytelling wie ihr Service funktioniert:

8. Starte lustige oder unterhaltsame Aktionen

Schließlich können einfach mal unterhaltsame Aktionen gestartet werden, um User auf die Seite zu locken. Die Aktionen können der Eisbrecher sein, der Deine Nutzer zu Käufern macht.

Eine Aktion von Kinder Riegel zur Unterhaltung auf der Website.

Abschließender Hinweis zum Behavior Pattern “Joy & Fun”

Spaß kann nicht erzwungen werden und Humor ist subjektiv. Die Herausforderung ist mit Finesse, durch kleine oder größere Anpassungen, die Nutzung der Seite unterhaltsamer und motivierender zu gestalten. Wenn Humor nicht so sehr in das Geschäftsmodell passt wirkt es auch nicht authentisch. Frage Dich selbst: Wie kann der Joy of Use meiner Seite gesteigert werden? Welche Zielgruppe habe ich? Kann zu viel Witz ggf. nach hinten los gehen?

Mehr zum Thema “Behavior Patterns”

https://www.konversionskraft.de/theorie/das-geheimnis-der-behavior-patterns.html

https://www.konversionskraft.de/behavior-patterns/cialdini-reloaded-6-plus-1-prinzipien-mit-denen-deine-nutzer-konvertieren.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/behavior-pattern-completion.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/behavior-pattern-scarcity.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/ueberzeugungskraft-video-paradox-of-choice.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/nonsense-math-effect.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/behavior-pattern-reason-why.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/kopfkino-mit-impliziten-signalen-mehr-verkaufen.html

https://www.konversionskraft.de/ueberzeugungskraft/breaking-rules.html

 

Über den Autor

Thomas B. Kraus

Product Owner Digital Persuasion

Thomas B. Kraus arbeitet als Senior Conversion Manager bei konversionsKRAFT. Neben der Durchführung von quantitativen und qualitativen Analysen beschäftigt er sich mit dem Einsatz von kognitiven Prinzipien in der Optimierung und dem strategischen Vorgehen bei Optimierungsprozessen. Die ihm wichtige, ganzheitliche Betrachtung des Online Marketings brachte Thomas als Team-Captain bei der Teilnahme der Google-Online-Marketing-Challenge im Jahr 2015 den Sieg ein. Bei Fragen könnt Ihr ihn gerne jederzeit auf XING kontaktieren.

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