Konsumpsychologie

Mit Zahlen Eindruck schinden – Das ist der “Nonsense Math Effect”

Stefan Mayer
 Lesezeit: 4 Minuten    
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Mit Nonsense überzeugt man doch keinen Nutzer… Doch! Wenn dahinter ein konsumpsychologisches Prinzip steht – und zwar der Nonsense Math Effect. Wie Du es schaffst, Deinen Aussagen mit ein paar Zahlen mehr Gewicht zu verleihen, zeigt Dir das überzeugungsKRAFT Team in einem kurzen Erklärvideo mit vielen Anwendungsbeispielen.  

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Was ist der “Nonsense Math Effect”?

Diesmal geht es bei Überzeugungskraft um die Wirkung mathematischer bzw. wissenschaftlicher Darstellungen von Informationen im Alltag. Mathematische Darstellungen sind eine einfache Methode um Aussagen glaubhaft, überzeugend und auf eine logische Weise zu präsentieren.

Der Begriff “Nonsense Math Effect“ stammt aus der gleichnamigen Studie, deren Teilnehmer die Qualität von Forschungsberichten bewerten sollten. Unter den Berichten war eine Abschlussarbeit aus dem mathematischen Bereich. Diese enthielt eine absichtlich platzierte, unsinnige, mathematische Formel. Die Teilnehmer der Studie hatten verschiedene Ausbildungsgrade in unterschiedlichen Bereichen und sollten die Abschlussarbeit positiv oder negativ bewerten. 

Das Ergebnis:

Die Abschlussarbeit mit der Nonsense Math Formel wurde von nur 54% der Absolventen natur- und technikwissenschaftlicher Studiengänge positiver gewertet. Das Urteil von Absolventen anderer Studiengänge fiel hingegen besser aus: Die Arbeit mit mathematischen Formeln erhielt von 64% der Mediziner, 62% der Geistes- und Sozialwissenschaftler und 73% anderer (vor allem Erziehungswissenschaftler) eine bessere Bewertung als die vergleichbare Arbeit ohne Formel. 

Prozentsatz der Studienteilnehmer die der Abschlussarbeit mit hinzugefügter, unsinniger Mathematik eine bessere Note gaben, als der Abschlussarbeit ohne mathematische Formeln.
Prozentsatz der Studienteilnehmer, die der Abschlussarbeit mit hinzugefügter, unsinniger Mathematik eine bessere Note gaben, als der Abschlussarbeit ohne mathematische Formeln.

Die Ableitung aus dieser Studie ist nun natürlich nicht, unsinnige Formeln zu zeigen und Kunden hinters Licht zu führen. Vielmehr ist die Studie ein Hinweis auf die positive Auswirkung der Präsentation valider Daten. Wenn hilfreiche Informationen in einer wissenschaftlichen Form dargestellt werden, wird die gesamte Präsentation positiver bewertet.

Wie kann der Nonsense Math Effect aussehen?

1. Statistiken zeigen

Eine Möglichkeit, Dir mathematische Darstellungen zunutze zu machen, ist das Aufzeigen von Statistiken. Hierbei kann die Nutzung des Services, des Dienstleisters oder eines Produkts, durch eine wissenschaftliche Anmutung an Wertigkeit gewinnen. Eine sehr populäres Beispiel für diese Art der Präsentation von Daten sind Infografiken. 

In Infografiken werden Statistiken grafisch aufbereitet, um ein Thema sehr schnell, in einem möglichst großen Umfang und aus verschiedenen Blickwinkeln plakativ zu zeigen.
In Infografiken werden Statistiken grafisch aufbereitet, um ein Thema sehr schnell, in einem möglichst großen Umfang und aus verschiedenen Blickwinkeln plakativ zu zeigen.

Im E-Commerce wird diese Form der Präsentation, selbst wenn sie vorhanden ist, leider oft versteckt und damit wertvolles Potenzial verschenkt. Die Wirksamkeit von Statistiken sollte aber nicht unterschätzt werden. Sie können sehr nützlich sein, um einfache Prinzipien schnell und ohne viel Text zu erklären.

Adobe Target zeigt Erfolge und Verbesserungen durch den angebotenen Service, anhand von konkreten Zahlenwerten.
Adobe Target zeigt Erfolge und Verbesserungen durch den angebotenen Service anhand von konkreten Zahlenwerten.

Eine Kombination aus Produktpräsentation und der Darstellung von Statistiken kann dabei helfen zu entscheiden, ob zum Beispiel der Preis von Produkten oder Produktpaketen angemessen ist. Durch Statistiken entsteht eine besondere Form des “Social Proof“.

humblebundle.com überlässt dem Kunden die Entscheidung, wieviel er zahlen möchte und zeigt aktuelle Käufer-Statistiken
humblebundle.com überlässt dem Kunden die Entscheidung, wie viel er zahlen möchte und zeigt aktuelle Käufer-Statistiken

 

2. Aussagen und Vergleiche wissenschaftlich aufbereiten

Mathematische Darstellungen wie Balkendiagramme eignen sich hervorragend, um Vergleiche zwischen einzelnen Leistungen oder verschiedenen Produkten aufzuzeigen. Diagramme sind sehr plakativ, ihre Aussagen und Behauptungen sind schnell erfassbar. Die Kombination aus konkreten Zahlen und Diagrammen lässt die Aussage noch klarer werden.

Die Kombination aus Text und Diagramm lässt plakativ erkennen, wo sich der Anbieter der Software Clip Studio Paint positioniert.
Die Kombination aus Text und Diagramm lässt plakativ erkennen, wo sich der Anbieter der Software Clip Studio Paint positioniert.
Durch die Diagramme ist es einfach Sachverhalte logisch und grafisch aufzuschlüsseln - wie hier bei der Provinzial Versicherung zu sehen.
Durch die Diagramme ist es einfach, Sachverhalte logisch und grafisch aufzuschlüsseln – wie hier bei der Provinzial Versicherung zu sehen.

 

3. Technische Anmutung gezielt einsetzen

Der Effekt lässt sich nicht nur durch klassisch mathematische bzw. wissenschaftliche Darstellungen erzeugen. Technisch oder dynamisch erzeugte Inhalte, die auch so dargestellt werden, können durchaus auch dazugezählt werden. Besonders gut, aber viel zu selten genutzt, sind Elemente, die sich auf aktuelle Daten stützen und dynamisch aktualisieren. Nutzungsstatistiken und die Beliebtheit von bestimmten Produkten können dabei helfen, zum Beispiel die Dringlichkeit zu unterstützen. Häufig sieht man solche Elemente auf Buchungsportalen oder bei Produktaktionen.
Mit einer technische Anmutung wirken Informationen faktisch, aktuell und fallen auf. Hier zu sehen bei booking.com
Mit einer technische Anmutung wirken Informationen faktisch, aktuell und fallen auf. Hier zu sehen bei booking.com
Dynamisch erzeugte Preise und Statistiken zum Produktverkauf liefern viele aktuelle Produktinformationen, wie hier bei computeruniverse.net
Dynamisch erzeugte Preise und Statistiken zum Produktverkauf liefern viele aktuelle Produktinformationen, wie hier bei computeruniverse.net

 

4. Operatoren und Formeln nutzen, um kognitive Leichtigkeit zu erzeugen

Mathematik ist nicht gerade dafür bekannt, einfach zu sein. Richtig eingesetzt können aus der Mathematik bekannte Symboliken jedoch dabei helfen, kognitive Leichtigkeit zu erzeugen. So werden zum Beispiel “+” und “-” Zeichen genutzt, um zu signalisieren, dass etwas hinzugefügt oder entfernt werden kann bzw. sich etwas erweitert oder minimiert. Ein Produktpaket als Kombination aus mehreren Produkten wird gerne durch “+” Zeichen dargestellt damit es schnell erfasst werden kann. Hier hilft das aus der Mathematik bekannte dabei, Sachverhalte leichter zu verstehen.

Operatoren werden gerne geutzt um Elemente zu verknüpfen, z.B. zu sehen bei bei Thomann.de
Operatoren werden gerne genutzt um Elemente zu verknüpfen, z.B. zu sehen bei bei Thomann.de

Abschließend 3 Fragen, die Dir helfen den Nonsense Math Effect einzusetzen:

  • Wie können Daten zum Produkt oder dem Service wissenschaftlich dargestellt werden und wie helfen diese Daten dabei, das Produkt oder den Service attraktiver zu machen?
  • Können Informationen auch faktisch oder technisch aufbereitet werden, sodass sie hochwertiger wirken und hilfreich sind?
  • Können Inhalte so aufbereitet werden, dass sie mit Hilfe von bekannten Symboliken aus der Mathematik leichter zu verstehen sind?

Noch mehr Beispiele zum Nonsense Math Effect findest Du im Video zu diesem Artikel.

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Quellen

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Über den Autor

Stefan Mayer

Senior UX Consultant

Stefan Mayer ist Senior UX Consultant bei konversionsKRAFT. Seine Expertise liegt darin, verhaltenspsychologische Prinzipien als Bausteine für erfolgreiche Optimierungskonzepte einzusetzen. Das Erkennen und Motivieren der Nutzer steht für ihn an erster Stelle. In seinen Konzepten spiegeln sich die Erkenntnisse zu unterbewussten Einflüssen auf das Nutzerverhalten stets wider.
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